Vorurteile und Fakten

Vorurteile und Fakten

Was stimmt wirklich, wir liefern Informationen und klären auf.

Vorurteile, Klischees oder Halbwissen halten sich hartnäckig in den Köpfen der Menschen. Blondinen sind dumm, Schwaben sind geizig, Polen klauen, Frauen können nicht einparken usw. Auch in der Baubranche begegnen uns leider immer wieder Vorurteile, auf die wir hier näher eingehen möchten.

Vorurteil: Dreifachverglasung fördert Schimmel

Dreifachverglasung sind immer zu empfehlen, wenn der Mehrpreis gegenüber Zweifachverglasungen nicht zu hoch ist und das Mehrgewicht gegenüber 2-fach-Verglasungen keine Probleme bereitet.


Die Art der Verglasung steh in keinerlei Zusammenhang mit dem Raumklima. Das wird beeinflusst durch den Luftaustausch, der wiederum mit den Dichtungen der neuen Fenster in Zusammenhang steht. Die Dichtungen der neuen Fenster stehen aber i.d.R. in keinem Zusammenhang mit der Verglasung. D.h. beide Fenster sind i.d.R. mit identischen Dichtungen ausgestattet, die viel weniger Luft durchlassen, als die Dichtungen der alten Fenster. Dadurch kann bei geschlossenen Fenster weniger Wasserdampf mit der Raumluft abgeführt und durch Außenluft ersetzt werden. In der Heizperiode erhöht sich dann die Gefahr von Kondenswasserbildung an den kältesten Innenoberflächen der Gebäudehülle, wenn nicht ausreichend gelüftet wird.


Aus der Befürchtung heraus, dass Bewohner zukünftig nicht ausreichend lüften könnten, werden oft Lüftungskonzepte erstellt, die prüfen, ob zusätzlich Lüftungseinrichtungen erforderlich erscheinen, wenn überhaupt nicht von Hand gelüftet wird. Aber es geht auch einfacher. Ein einfaches Hygrometer mit Alarm-LED z.B. im Wohnzimmer erinnert Sie rechtzeitig ans Lüften.

Die Schimmelgefahr steht in keinem Zusammenhang mit der Verglasung.

Auch wenn viele Fachleute einen Zusammenhang zwischen Dreifachverglasung und möglicher Kondenswasserbildung in der Außenwand oder anderen Bauteilen sehen, basiert dies meist auf falsch interpretierten Beobachtungen oder Überlegungen. Ein Beispiel: Raumlufttrockner senken die Luftfeuchtigkeit. Das im Raumlufttrockner kondensierte Wasser muss aber aus dem Gebäude entfernt werden, z.B. durch Ausgießen in eine Abwasserleitung. Auch an kalten (weil schlecht dämmenden) Scheibeninnenoberflächen kann Kondenswasser wie in einem Raumlufttrockner auftreten. Dieses Wasser wird aber wieder im Gebäude in die Raumluft verdunstet, und trägt damit nicht zur Trocknung bei. Es ist viel einfacher z.B. zwei Minuten lang stoßzulüften als Kondenswasser von Scheiben zu wischen und den Lappen in ein Waschbecken auszuwringen. Außerdem ersetzt Raumlufttrocknung nicht das aus hygienischen Gründen erforderliche Lüften.

Seit der Energiepreiskrise 1973 wurden neue Fenster mit Dichtungen ausgerüstet. Das führte zu einer erheblichen Zunahme von Schimmelbildung in Wohnräumen nach Fenstertausch, obwohl damals noch keine Dreifachverglasungen im Handel waren.

Die "Verteufelung" der Dreifachverglasung für Altbauten hat in der Fachwelt erst begonnen, als die KfW die Forderung aufstellte, dass Förderzuschüsse für Fenster nur bewilligt werden, wenn die Fassade mindestens ebenso gut gedämmt wird. Diese Forderung bestand nicht seit Beginn der Förderprogramme in 2004 sondern erst als Dämmstoffindustrie feststellte, dass das Förderprogramm den Fenstertausch ankurbelte aber nicht die Dämmung der Außenwände. Die KfW hat kurz darauf den Zusatz hinzugefügt, dass diese Forderung entfällt, wenn sichergestellt ist, dass genug gelüftet wird. Das gilt bis heute.

Bezeichnenderweise ist auch weder die Anzahl der Scheiben noch die Wärmedämmung des Glases ein Kriterium für die Förderfähigkeit, sondern die Wärmedämmung des gesamten Fensters inkl. des Rahmens. D.h. die KfW fördert unabhängig von der Lüftung auch Fenster deren Gläser besser dämmen als die Fassade.

Einige Fachleute, die für Altbauten von Dreifachverglasung abraten, montieren zweifachverglaste Fenster deren Gläser viel besser dämmen als die Fassaden (ohne dies auch nur zu überprüfen oder zu thematisieren) obwohl sie die Ablehnung der Dreifachverglasung damit begründen, dass deren Gläser viel besser dämmen als die Fassaden.

Bietet Ihnen heute ein Fachunternehmen ein Fenster mit Dreischeibenverglasung an, ist die Wärmedämmung des Rahmens immer noch schlechter als die einer Zweischeibenverglasung. D.h. wenn die Zweischeibenverglasung Kondenswasserbildung an den Wänden verhindern könnte, sollte der Rahmen der Dreischeibenverglasung das auch können.

An den Gesetzen der Physik ändert die Art der Verglasung nichts. Bauteilfeuchte z.B. durch hohe Raumluftfeuchte die an zu kalten Bauteiloberflächen kondensiert ist die Ursache von Schimmelbildung.


Vorurteil: Fördermittel beantragen lohnt sich unterm Strich nicht

Austrocknung von Neubauten

Sich um Fördermittel für sein Bau- oder Modernisierungsvorhaben zu kümmern ist viel zu aufwendig und verschwendete Zeit. Es gibt so viele Kriterien, Vorschriften und Förderrichtlinien die eingehalten werden müssen und dann reicht ein kleiner Fehler beim ausfüllen der Formulare und am Ende erhält man nichts. Außer Spesen nichts gewesen!


Sich im Dschungel der Förderprogramme zurechtzufinden, ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Es gibt KfW-Förderung, BAFA-Zuschüsse und viele kommunale Landesprogramme die sich laufend ändern. Viele können auch kumuliert werden.


Lassen Sie sich von unabhängigen Stellen vor Beginn der Sanierung beraten, um herauszufinden, welche Fördermittel zu Ihren Maßnahmen am besten passen. Energieberater unterstützen Sie bei der Auswahl der passenden Fördermittel, übernehmen die Berechnung der maximal möglichen Gesamtzuschüsse und die Beantragung und Abwicklung. Es kommt immer auf den Einzelfall an.


Selbst die Leistungen des Energieberaters können vom BAFA mit 50% bezuschusst werden. So ergibt sich z.B. für den Austausch von Fenstern und Türen in Hamburg die ca. 28.000,- € kosten einen Zuschuss von über 4.000,- €. Diesen Zuschuss müssen Sie nicht zurückzahlen.


Vorurteil: Früher brauchte man auch keine Bautrocknung

Austrocknung von Neubauten

"Früher, in der guten Alten Zeit brauchte man keine Bautrocknung. Da sind die diffusionsoffenen (atmenden Wände) schnell von ganz allein getrocknet."


Schon 1903 entwickelten Ingenieure technische Trocknungshilfen, das zeigt die Anzeige links. Damals war es allerdings üblich, neu gebaute Häuser durch die Bewohner trocken heizen zu lassen. Allgemein bekannt war früher schon, dass das feuchte Wohnklima der Gesundheit der Bewohner nicht förderlich ist. Darum wurden die Häuser meißtens von den ärmeren Menschen trockengewohnt.


Vorurteil: Beschleuniger im Estrich seien besser als Bautrockner

Estrich

Jeder Zement- und Anhydritestrich braucht genügend Zeit zum Trocknen und Aushärten, bevor mit der Aufbringung vom Bodenbelag begonnen werden kann. Um diese Trockenzeit auf ein Minimum zu verkürzen wurden chemische Zusatzstoffe entwickelt, welche die Trocknung beschleunigen sollen. Jedoch hängt die Trocknungszeit wesentlich von der Luftfeuchte direkt über der Estrichoberfläche ab, unabhängig davon ob Beschleuniger verwendet werden oder nicht. Trotzdem gibt es Bauleiter und Estrichleger die glauben:

"Beschleuniger im Estrich seien besser als Bautrockner."

Das Institut für Baustoffprüfung und Fußbodenforschung (IBF) beurteilt Trocknungsbeschleuniger sehr kritisch, da die Festigkeit des Estrichs durch Beschleuniger reduziert wird und eine mögliche Überdosierung von Zusatzstoffen für den Estrich riskant ist. 

Von den meisten Herstellen wird die Verkürzung der Trocknungszeit bei konstanten Luftfeuchtigkeiten von ca. 65% ermittelt, was jedoch ohne Bautrockner kaum zu erreichen ist.


Vorurteil: Fensterlüftung zum Estrichtrocknen sei besser als der Einsatz von Bautrocknern

Einsatz von Bautrockner

Durchaus nachvollziehbar ist die Skepsis gegenüber Bautrocknern bei den Menschen die erlebt haben, dass ein Estrich gerissen ist, sich gewölbt hat oder gar nicht erst ausgehärtet ist. Der Einsatz von ungeregelten oder überdimensionierten Bautrocknern haben die Raumluft zu stark ausgetrocknet, es kam zu Rissen und so wird gern geglaubt:

"Fensterlüftung zum Estrichtrocknen sei besser als der Einsatz von Bautrocknern."

Anders ist es beim Einsatz hygrostatisch geregelter Trockner, denn dort kann die optimale Luftfeuchte genau eingehalten werden. Dann ist dieses Risiko geringer als bei Fensterlüftung, die in Ihrer Trocknungswirkung je nach Luftfeuchtigkeit sehr stark schwanken kann.


Der Bundesverband Estrich und Belag e.V. (BEB) empfiehlt deshalb für alle Jahreszeiten den Einsatz von Bautrocknern. (Sammelmappenregister-Nr. 6.2 vom August 2009)


Laut dem Fachartikel des Sachverständigen Markus Lechler vom Institut für Fußbodenaufbau (IFF) bewirken gekippte Fenster Luftwechselraten von 0,8 bis 4 pro Stunde. Hierin ist der Einfluss der Fensteranzahl und Raumgrößen berücksichtigt, aber nicht die zeitlichen Schwankungen aufgrund des Windes.


Prof. Dr. Ing. Rieche vom Institut für Bautenschutz, Bautoffe und Bauphysik zeigt in dem Aufsatz: Belegreife von Estrichen - Grenzwerte für die Hygrometrische Feuchtemessung (2011), dass Zementestrich bei einer relativen Luftfeuchte von über 65% gar nicht austrocknen.


Zum Beispiel ist die relative Außenluftfeuchte in Hamburg fast immer deutlich höher:


Vorurteil: Zugluft auf dem Estrich ist zu vermeiden

Ventilator

Aus der Beobachtung, dass Fensterlüftung in Verbindung mit hoher Außenlufttemperatur, niedriger Luftfeuchte und Wind, in Nähe der offenen Fenster beim Einsatz schneller Ventilatoren (z.B. kleinste einstellbare Luftmenge über 4000 m³/h bei Durchmessern von ca. 50 cm, d.h ca. 22 km/h oft bis ca. 40 km/h) in der Nähe der Ventilatoren zu Schäden am Estrich führen kann, resultiert die irrige Annahme:

"Zugluft auf dem Estrich ist zu vermeiden."

Bei hygrostatisch geregelten Bautrocknern mit mehreren "langsamen" Ventilatoren (unsere Ventilatoren sind einstellbar von 0,5 bis 6 km/h), wird die Luft mit der richtigen Luftfeuchte so gleichmäßig verteilt, dass die Trocknung überall sehr gleichmäßig und weder zu langsam noch zu schnell erfolgt. Ohne diese Luftbewegung auf dem Estrich, mit der richtigen Feuchte könnte die Trocknung nicht optimal erfolgen.


Der Hersteller Knauf empfiehlt: während der Trocknung "... sollte der Estrich gut gelüftet/die Luft bewegt werden um die feuchtigkeitsangereicherte Luft (Übergangsschicht) unmittelbar über der Estrichoberfläche ständig zu entfernen. Damit kann die Feuchtigkeit gut an die Luft überführt und weggelüftet werden. Calciumsulfatestriche sind unempfindlich gegenüber frühzeitigem Lüften. Um die maximale Austrocknung zu erreichen kann und muss bereits am 2. Tag nach dem Verlegen belüftet werden."


Dr.-Ing. Karl-Heinz-Wiegrink hat in seiner Doktorarbeit auf Seite 81 die trocknungsbeschleunigende Wirkung von starker Ventilation tagesgenau dargestellt.


Die Informationszentrum Beton GmbH schreibt in seinem "Merkblatt Zementestrich" auf Seite 16, dass zur Beschleunigung der Austrocknung für einen guten Luftwechsel zu sorgen ist (keine Zugluft!). Danach richten wir uns.

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